Ich habe dich gehen sehen. Ich war noch ein Kind. Damals verstand ich nicht, was da genau passierte. Die Umgebung und der Ort wo du lagst, war für mich damals verstörend und dunkel. Die Gerüche reizend in der Nase, feucht, gedämpft und irgendwie pelzig. Das Putzmittel und das Desinfektionsmittel gemischt mit dem Geruch der Patienten in der geschlossenen Abteilung. Das Schreien eines Patienten in der Ferne, dann wieder diese Totenstille. Das werde ich nie vergessen. Da war dein schwacher Atem, deine fahle Haut, dein Röcheln… du warst nicht mehr bewusst da. Ich wollte diese Vergänglichkeit, deinen Schmerz nicht sehen oder selbst fühlen. Es war so schwer auszuhalten…
… und dann sah ich es, das Leuchten, ein feines Licht
welches langsam aus dir wegflog und sich ausbreitete.
Ich hatte keine Angst dir dabei zu zuschauen. Etwas in
mir wusste, nun konntest du nach Hause gehen.
Dein Licht floss in ein anderes Licht hinein und dieses
nahm dich auf...
Da war so viel Liebe und Frieden. Ich weinte, weil ich dir
hier auf Erden nicht mehr physisch begegnen würde
und war doch getröstet. Du würdest dort im Licht
willkommen sein, mit allem was du auf Erden erlebt
hattest, wertfrei, bedingungslos!
Wir gingen dann nach Hause. Am nächsten Tag läutete das Telefon. Das Heim teilte meinen Eltern mit, dass du soeben gestorben seist…
Inzwischen sind Jahre vergangen und viele Menschen habe ich auf unterschiedliche Arten sterben sehen oder verabschieden müssen. Manchmal fehlen sie mir hier auf Erden…
Dann besuche ich sie in meinem Herzen, in einer anderen Dimension oder Welt… wie immer es man auch nennen mag… und erkenne den Frieden und die Liebe, welche sie mir mitteilen, erzählen, zeigen oder mich fühlen lassen.